Die Aufsuchende Familientherapie (AFT) nach § 27,2 SGB VIII unterstützt mit Familien mit multiplen Problemlagen: Die AFT orientiert sich an Konzepten der Strukturellen Familientherapie und integriert diese mit neueren Systemtherapeutischen Ansätzen. Die Mehrgenerationen-Perspektive findet Beachtung.

Die AFT zielt direkt auf notwendige Veränderungen in Familien hin und belässt gleichzeitig die größtmögliche Verantwortung bei den Familien. Die Eltern sollen durch die AFT soweit unterstützt werden, dass sie wieder ihre elterliche Verantwortung übernehmen und staatliche Institutionen keine Interventionen mehr für notwendig erachten. Die AFT bietet im Co-therapeutischen Tandem ein breites Repertoire an Methoden und eignet sich bei komplexen Situationen in Familien, chronischen Schwierigkeiten als auch großen Helfersystemen.

Die Arbeit zielt darauf ab, Hoffnung zu erzeugen, Muster in Familien deutlich werden zu lassen, Ressourcen zu aktivieren und die Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten zu erweitern.

AFT erweist sich sowohl bei Familien, die freiwillige Hilfen in Anspruch nehmen, als auch bei Familien, die Hilfen zugewiesen bekommen, als geeignet: AFT ermöglicht Druck und Zwang konstruktiv in der Arbeit mit den Familien zu nutzen.

Zielgruppe

  • Familien mit auffälligen Kindern oder Jugendlichen, die von bestehenden Angeboten nicht erreicht werden, bzw. für die diese Angebote nicht ausreichen, z.B. Kinder oder Jugendliche mit sozial auffälligem Verhalten oder massiven Schulproblemen.

  • Familien, in denen die Erwachsenen so sehr in eigene Schwierigkeiten verstrickt sind, dass sie aus der elterlichen Kraft gehen und den Blick für die Bedürfnisse des Kindes verlieren und/oder sich in ihrer Elternrolle als hilflos erleben.

  • Familien, die selber den Blick auf eigene Ressourcen verloren haben und hoffnungslos sind.

  • Familien, die sich in einem Abklärungsprozess einer Kindeswohlgefährdung befinden.

  • Familien, in denen die Rückführung eines Kindes nach einer Fremdunterbringung ansteht.

  • Familien, die sich in einem Zwangskontext befinden: Freiwilligkeit und Motivation sind in der AFT keine Voraussetzungen. Die Unfreiwilligkeit wird in der Arbeit als eine Ressource genutzt.

Kernelemente

  • 1. Einfacher Zugang:

    Familien, die es schwer haben, in eine Praxis zu gehen oder sich in fremder Umgebung unwohl fühlen, können von der aufsuchenden Therapie profitieren, weil sie in ihrem gewohnten Umfeld stattfindet.

  • 2. Vertrautes Umfeld:

    Da die TherapeutInnen in der Regel zur Familie nach Hause kommen, sind die Familienmitglieder oft entspannter und offener. Sie fühlen sich weniger oft weniger beobachtet oder eingeschüchtert als in einer Institution oder Praxis und können offener über ihre Probleme sprechen.

  • 3. Nah am Alltag:

    Da die AFT im Alltag der Familie stattfindet, können belastende Problemlagen oft gut und anschaulich vermittelt werden und am direkten Umfeld orientiert mögliche Lösungsansätze anhand ihrer Passung ausgewertet werden. Dies bietet die Möglichkeit, dass Interventionen zur Veränderung passgenauer sind und umgesetzt werden. Hierdurch kann die Familie schnell Veränderungen spüren.

  • 4. Individuelle Unterstützung:

    Die TherapeutInnen können die Familie in ihrem persönlichen Umfeld mit ihren individuellen Herausforderungen sehen und bekommen so ein sehr genaues Bild von den Bedürfnissen und Dynamiken innerhalb der Familie. Dies bietet große Vorteile bei der Herausarbeitung von möglichen Wegen zur Auflösung von festgefahrenen Dynamiken.